Die vornehme Dortmunder Gesellschaft tat auch wenig fürs Theater.
Den Herren genügte der Faßverein, wo man für fünfzig Pfennige
jeden Abend einen Eimer Bier trinken konnte, und die
Frauen trieben Familiensimpelei. Natürlich behauptete man, das
Dortmunder Theater sei nicht gut genug, und man besuche die
Theater in Köln und Düsseldorf. Aber das war eitel Gerede;
wenn Jean Maas den Herrschaften den Lohengrin auf der Mundharmonika
vorgespielt hätte, wäre er noch zu gut fur sie gewesen.
Übrigens wurde das Theater dadurch nicht besser, daß man nicht
hinging, sondern nur noch schlechter. Der wahre Grund jener Zurückhaltung
lag wohl in den primitiven Verhältnissen des Kühnschen Saalbaues,
der keine prunkvollen Balkonlogen und Zwischenaktsräume hatte,
wo man sich selbst zur Schau stellen und ein bißchen mitspielen und
mit den Augen klappern konnte.

_{Horst Mönnich, Ein Dortmunder Agent - Der Mann der Karlchen Richter hieß
Walter Rau Verlag Düsseldorf 1974}